Eigenherstellung aus Tradition | Schönbuch Apotheke, Holzgerlingen

Eigenherstellung aus Tradition

Excelsior: Die Creme de la Creme

Geheimwaffe gegen wunde Popos und Pickel aus der Holzgerlinger Apotheker-Dynastie

Sie sollen schnell helfen, frei von Zusatzstoffen sein und optimaler Weise auch noch angenehm riechen: Cremes gegen Wundsein haben immer Konjunktur. Das war auch schon in den 50er Jahren so, als Emil Schatz Besitzer der Böblinger Stadt-Apotheke war. Individuell angemischte Cremes wurden damals regelmäßig verschrieben.

Sowohl in der Holzgerlinger Schönbuch- als auch in der Alamannen-Apotheke gehören solche Cremes und Salben auch heute noch zum Angebot und zur üblichen Arbeit einer Apotheke. Dem Böblinger Apotheker Schatz war eines Tages aufgefallen, dass Cremes gegen die so genannte Windel-Dermatitis stark nachgefragt wurden. "Kein Wunder", erinnern sich Dr. Dieter und Elfgard Schittenhelm. "Damals wurden noch Stoffwindeln genutzt und die feuchten Windeln sorgten für Unmengen an wunden Kinderpopos."

Emil Schatz handelte zügig und mischte eine spezielle Wund- und Heilsalbe an, die schnell reißenden Absatz fand. „Und zwar ganz ohne chemische Zusatzstoffe“, betont Dr. Björn Schittenhelm, Urenkel und Inhaber der Holzgerlinger Apotheken. "Unsere inzwischen patentierte Excelsior-Creme ist bis heute und auch weit über die Grenzen unseres Landkreises hinaus ein echter Renner."


Das Böblinger Stammhaus der Holzgerlinger Apothekerfamilie

(aus: PLUSPUNKTE-MAGAZIN Weil im Schönbuch, Text: Rut Katzenmaier / Fotos, auch in der Bilddokumentation: Roland Fuhr)

Lauter gute Sachen

von links: Dr. Dieter Schittenhelm, Dr. Björn Schittenhelm und Elfgard Schittenhelm

Zu den Inhaltsstoffen zählen Zinkoxid, Weizenstärke, Wollwachs, Eucerin, Lavendelöl, Olivenöl, Vaseline und dickflüssiges Paraffin. "Lauter gute Sachen eben, die wunde Stellen austrocknen, ohne die Haut zusätzlich zu reizen", so der Apotheker. Vater Dr. Dieter Schittenhelm fügt noch hinzu: "Die Salbe ist extrem gut verträglich, die wunden Stellen heilen sehr schnell ab und vor allem können Resistenzen der Hautkeime ausgeschlossen werden. Die Synergieeffekte, die bei dieser Wirkstoff-Kombination entstehen, machen den Erfolg unserer Creme aus. So wirkungsvoll ist die Creme, dass die Nachfrage seit einigen Jahren stetig steigt". Dr. Björn Schittenhelm hat deshalb in eine kleine Maschinerie investiert: Einmal im Monat steht er einen Tag lang mit mehreren Angestellten im Labor der Schönbuch-Apotheke, wiegt ab und mischt im richtigen Wirkungsverhältnis.

In der neuen Rührmaschine wird die Mischung dann unter höchsten hygienischen Bedingungen rund vier Stunden zur Creme gerührt. Diese Zeit ist notwendig, um eine optimale Emulsion zu erreichen und dafür zu sorgen, dass alle Bestandteile gleichmäßig in der Creme verteilt sind.

Anschließend wird die Creme mit einem Spezialgerät in Tuben gefüllt, diese werden zu gefalzt und so verschlossen. "Wir bieten die Creme in unterschiedlichen Größen an: Von der kleinen 7ml-Tube bis hin zur großen 280ml-Klinikpackung für Mütter mit Zwillingen", lacht der 32jährige. Die Tuben haben gegenüber den früher benutzten Tiegeln Hygiene- und Haltbarkeits-Vorteile: Wer nicht jedes Mal einen frischen Spatel nutzt, der sorgt sonst für fröhliches Bakterienwachstum im Tiegel. Durch die große Tiegelöffnung kommt zudem mehr Sauerstoff an die Paste, was wiederum dazu führen kann, dass die Creme schneller verdirbt. "Seit etwa zwei Monaten haben wir jetzt die Tuben im Einsatz", sagt Schittenhelm. "und damit nur gute Erfahrungen gemacht."

Vermutlich sind die meisten Holzgerlinger irgendwann einmal mit der Spezialcreme in Kontakt gekommen: Außer bei wunden Babypopos kann man sie gut zur Behandlung nässender Wunden und schwitzender Hautfalten sowie bei Pickeln nutzen. Am Abend aufgetragen wird dem Pickel so die Feuchtigkeit und damit der Nährboden entzogen. "Mit der weißen Paste im Gesicht sieht man vielleicht etwas seltsam aus", lacht Dr. Björn Schittenhelm, "aber es funktioniert und das ist ja die Hauptsache!"

300 Jahre Apotheken-Dynastie

Das Rezept der Excelsior-Creme aber auch noch einige weitere Eigenrezepturen gehen auf das Konto der Holzgerlinger Apotheker. Kein Wunder, denn bereits seit fast dreihundert Jahren dreht sich in der Familie der Schittenhelms alles um die Pharmazie. Dr. Dieter Schittenhelm hat als passionierter Hobby-Historiker natürlich ganz genau hingeschaut: "1684 wurde auf Anraten des Vogts in Böblingen die Stadt-Apotheke eingerichtet. Damals durften nicht so einfach Apotheken gegründet werden. Es wurden von der Obrigkeit Konzessionen ausgestellt, die eine Gründung erst erlaubten." Verständlich, dass angehende junge Apotheker gerne das Angenehme mit dem Nützlichen verbanden und die Tochter und Erbin ihres Chefs heirateten - so auch in Böblingen. Emil Schatz war 1919 von Leipzig nach Böblingen gekommen, um in der dortigen Apotheke zu arbeiten und verliebte sich in das Apothekertöchterchen Irma Bilhuber. Hochzeit war dann 1922.

Apothekerfamilie seit 1947 in Holzgerlingen

1947 wurde die Filialapotheke in Holzgerlingen eröffnet. Hier übernahm wiederum der eingeheiratet Karl Weismann, Vater von Elfgard Schittenhelm, die Leitung. 1956, nach einer Gesetzesreform konnte die Filialapotheke in eine Vollapotheke mit dem Namen Schönbuch-Apotheke umgewandelt werden. Die Zeiten hatten sich geändert, Frauen durften studieren und so leitete die aprobierte Apothekerin Elfgard Schittenhelm ab 1980 die Schönbuch-Apotheke. 1971 kam mit der Alamannen-Apotheke eine zweite Apotheke im Holzgerlinger Ortskern hinzu. Das Angebot umfasst außer der Medikamenten-Beratung auch Kosmetikprodukte, Abnehmprogramme sowie homöopathische und phytotherapeutische Angebote.


Herstellung der Excelsior-Creme - Bilddokumentation